top of page

Warum du noch heute deinen Rotstift wegwerfen solltest

  • meineenglischwerks
  • 23. Okt. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

und warum der gute alte Textmarker ein absoluter Game Changer für dich und deine Schüler ist


Stell dir vor, du bist 10 Jahre alt und lernst eine Fremdsprache, sagen wir Englisch. Du bist motiviert, alles ist neu, es macht Spaß. Der erste Text, den du schreibst, erscheint dir wie ein unüberwindbarer Berg und du bist sehr stolz, als du ihn fertig hast und abgibst. Dann gibt dir deine Lehrerin das Heft zurück <<<< Trommelwirbel, Herzklopfen >>>> du öffnest das Heft und … 


Alles ist rot. Rot Unterstrichenes, rote Fehlerzeichen, rot Durchgestrichenes, rot Eingekreistes und rote Fragezeichen. Unbewusst hat sich schon folgendes eingestellt: Ich habe versagt. Ich kann das nicht. Alles ist falsch. Deine Mundwinkel fallen nach unten, ein mulmiges Gefühl macht sich breit, es bildet sich ein Kloß im Hals und die Augen füllen sich langsam aber sicher mit Tränen.


Du bist enttäuscht. Von dir selbst. Du zweifelst. Aber du atmest tief durch, schluckst die Enttäuschung runter und gibst dir noch eine Chance. Und dann kommt der 2. Text zurück. Wieder alles rot. Du bekommst wieder einen roten Text zurück und merkst gar nicht, dass es dieses Mal schon viel weniger rot ist, weil du einfach nur rot siehst. Im wahrsten Sinne des Wortes wird das Schreiben englischer Texte ein rotes Tuch für dich. Deine Lehrerin zeigt dir immer wieder die rote Karte, wenn sie deine Texte korrigiert. Zumindest fühlst du dich so.



Fragen wir uns doch einmal: Was ist denn das Ziel, wenn ein Schüler einen Text schreibt und der Lehrer ihn >verbessert<? Mit diesem Wort fängt das Problem an. Was hat der Lernende davon, wenn ein anderer / ein Besserer / einer, der weiter ist als er selbst, etwas, was dieser Lernende gemacht hat, besser macht - also verbessert? Wenn er Besseres darüber schreibt, das Unpassende durchstreicht und verneint?

Das Ziel ist, dass der Lernende sich weiterentwickelt, vorankommt, lernt, ausprobiert und sich mit seinen Fehlern auseinandersetzt (die eigentlich Helfer sind, wenn man die Buchstaben vertauscht → Danke dafür @learnlearningwithcaroline). Dazu wird er aber kaum Lust haben, wenn all seine Ideen, seine Gedanken, in einem Topf mit roter Farbe ertränkt und vernichtet wurden.



Also das gleiche Szenario nochmal, aber anders:


Stell dir vor, du bist 10 Jahre alt und lernst eine Fremdsprache, sagen wir Englisch. Du bist motiviert, alles ist neu, es macht Spaß. Der erste Text, den du schreibst, erscheint dir wie ein unüberwindbarer Berg und du bist sehr stolz, als du ihn fertig hast und abgibst. Dann gibt dir deine Lehrerin das Heft zurück <<<< Trommelwirbel, Herzklopfen >>>> du öffnest das Heft und …



Das erste, was du siehst, ist hier ein buntes Farbenmeer, mal mehr gelb, mal mehr blau, mal rot, mal mehr orange. Dein Gehirn hat gespeichert, dass die mit Textmarker hervorgehobenen Stellen wichtig sind - aber nicht schlecht oder falsch. Das ist eine ganz andere Ausgangssituation und die Bereitschaft, sich noch einmal mit diesem Text auseinanderzusetzen, ist zweifellos höher als in Szenario 1. 

Du hast ja auch Hilfe dabei, denn du kannst einfach die Bunte Helfer Liste rausholen und nachschauen, was jetzt nicht so ganz passt. Woher solltest du auch wissen, was warum falsch ist und wie es sein sollte?




created by Claudia Zabern-Auer


Gelb markiert? Ach ja, ich habe das Englische ICH → “I” schon wieder klein geschrieben - die gelbe Markierung kennzeichnet ein Problem mit der Groß- und Kleinschreibung. Und hier hat deine Lehrerin etwas blau markiert - ein Blick in die Bunte Helfer Liste - Wortreihenfolge - ich muss die beiden Wörter vertauschen, genau! Aber warum hat sie dieses Verb orange markiert? Ein Blick in die Bunte Helfer Liste - das Wort passt, aber es steht nicht in der richtigen Zeit.


Jetzt weißt du, warum deine Lehrerin was markiert hat und hast eine Hilfe, mit der du dich durch deinen Text hanteln kannst. Somit macht es auch Sinn ihn noch einmal zu schreiben. Und das scheint plötzlich gar kein so unüberwindbares Hindernis mehr zu sein, sondern eher eine Herausforderung, die du meistern wirst.


Also, liebe Lehrer und -innen, ab in den nächsten Schreibwarenhandel!






Comentários


"Der Lehrer muss passiv werden, damit das Kind aktiv werden kann." Maria Montessori

bottom of page