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3 Dinge, die ich als JunglehrerIn* gerne gewusst hätte

  • Frau O.
  • 25. März 2024
  • 4 Min. Lesezeit

*Wenn ich in diesem Blogbeitrag von JunglehrerIn spreche, dann meine ich damit alle Personen, die neu in den Lehrberuf einsteigen, unabhängig von ihrem Alter.


"Du kannst nicht aus einem leeren Krug trinken. Nimm dir Zeit, dich selbst zu füllen." Tony Gaskins

Ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen. Zu Beginn wollte ich alles richtig machen. Jede Stunde an jedem Tag der Woche sollte eine Einheit der Extraklasse sein, bei der die Kinder nicht nur lernen, sondern auch begeistert sind. Ich wollte eine Beziehung zu all meinen Schülern aufbauen und dafür sorgen, dass das Material laminiert, die Arbeitsblätter ansprechend und strukturiert und die Stundenplanung perfekt durchdacht ist. Ich wollte das alles so sehr, dass ich ganz oft bis spät in die Nacht vor meinem Laptop, einem Buch oder dem Laminiergerät gesessen habe oder irgendwann gegen 3 Uhr nachts mit Schere und Kleber in der Hand über einem Arbeitsblatt aufgewacht bin. Die regelmäßigen Spaziergänge mit meiner Schwester wurden verschoben und das Fitnesscenter musste warten. Auch der Kaffeeklatsch mit meiner besten Freundin musste immer öfter warten und die Kuschelabende mit meinem Freund wurden seltener.

Die Arbeit mit meinen Schülerinnen und Schülern erfüllte mich zu 100 Prozent. Ich stellte den Aufwand, den ich betrieb, gar nicht in Frage, weil ich liebte, was ich tat. Doch irgendwann merkte ich selbst, dass ich kaum noch Zeit hatte, um meine Freunde zu treffen, Sport zu machen oder einfach gemütlich mit einem Glas Wein einen Abend mit meinem Freund auf der Couch zu verbringen. Mein Leben bestand nur noch aus Schule, Vorbereitung, Korrektur von Heften, Suche nach Material, Recherche von guten Websites, Nachdenken über Schüler und ihre Situationen sowie Erstellung von Arbeitsblättern. Das einzige, was ich dazwischen tat, war essen und schlafen.


Das fantastische Zitat von Tony Gaskins heißt für dich als JunglehrerIn:

  • Nimm das fertige Arbeitsblatt deiner Kollegin! Wirklich wichtig ist nicht das Arbeitsblatt, sondern wie und ob du es deinen SchülerInnen erklärst!

  • Geh ins Bett! Denn egal wie viel Arbeit noch vor dir liegt, du wirst nie ganz fertig sein! Wirklich wichtig ist, dass du ausreichend Schlaf hast, um den nächsten Schultag mit Schwung und Freude anzugehen und du die Herausforderungen, die mit Sicherheit auftauchen werden, mit klarem Kopf bewältigen zu können.

  • Schüler bleiben Schüler! Es ist wichtig, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen, aber noch wichtiger ist, dass deine persönlichen Beziehungen außerhalb der Schule nicht auf der Strecke bleiben.



“Suche nicht nach Fehlern, suche nach Lösungen!”  Henry Ford

Ich habe wertvolle Lebens- und Lernzeit damit verschwendet, Fehler zu suchen und Probleme zu analysieren. Ich habe mich über Klassen beschwert, die etwas nicht verstanden oder gelernt haben, mich über schlecht ausgefallene Schularbeiten aufgeregt, mich über fehlende Manieren und unangemessenes Verhalten aufgeregt und die meiste Zeit andere oder äußere Umstände dafür verantwortlich gemacht, wenn etwas nicht funktioniert hat. Doch selten habe ich meine Aufmerksamkeit auf mögliche Lösungswege gerichtet. Tatsache ist, dass Jammern und Schuldzuweisungen uns nicht weiterbringen, sondern einem Stillstand gleichkommen.


Dieses großartige Zitat von Henry Ford heißt für dich als JunglehrerIn:


  • Richte deinen Fokus auf die Dinge, die bereits gut funktionieren. Freue dich besonders, wenn etwas gut gelungen ist. Wenn etwas nicht wie erwartet funktioniert hat, überlege, was du ändern könntest und notiere es.

  • Just say it! Wenn dir etwas Positives an deinen Schülerinnen und Schülern auffällt, teile es ihnen mit! Sprich sie persönlich darauf an. Nichts motiviert mehr als Zuspruch und Anerkennung.

  • Hol dir Feedback von deinen SchülerInnen und nimm es ernst! Niemand außer ihnen kann dir sagen, ob sie etwas gelernt haben, was sie verändern würden oder wie sie sich gefühlt haben. Diese Informationen sind wichtig, um Aktivitäten, Arbeitsblätter oder Vorgangsweisen weiterzuentwickeln.


Tipp: Feedback-Bögen kannst du schnell & easy mit Google Forms und ChatGPT erstellen.



“Bildung ist nicht das Lernen von Fakten. Es ist vielmehr die Schulung des Geistes.” Albert Einstein

Das, was an vielen Schulen leider immer noch vorrangig ist und vom Lehrer überprüft wird, sind auswendig gelernte Informationen. Abgesehen davon, dass wir heutzutage jederzeit und überall alles ergooglen können, ist diese Vorgehensweise mehr als veraltet und spiegelt die aktuelle Arbeitswelt, auf die unsere Kinder in der Schule vorbereitet werden sollten, in keinster Weise wieder. Und schon gar nicht die, der Zukunft. Viel wichtiger als etwas auswendig zu lernen ist doch, ins Anwenden zu kommen, etwas herauszufinden, gemeinsam Lösungen und Kompromisse zu finden, sich intensiv mit etwas zu beschäftigen und kreative Denkweisen zu entwickeln. Die Welt braucht keine Menschen, die Fragenkataloge und Jahreszahlen auswendig lernen können, sondern Menschen, die Lösungen für Probleme finden. Und dafür muss der Mensch lernen, sich selbst zu spüren, sich in den anderen hineinzuversetzen und out of the box zu denken.


Dieses wundervolle Zitat von Albert Einstein heißt für dich als JunglehrerIn:


  • Nimm dir Zeit! Für einen Morgenkreis, eine kurze Meditation, eine kleine Bewegungsübung aus Yoga, Qi Gong oder Pilates, eine Gefühlsrunde oder ein Begrüßungsritual. Solange du dich damit identifizieren kannst und es dir wichtig ist, ist es egal, was es ist. Wirklich wichtig ist, dass du dir und deinen SchülerInnen Zeit und Raum für Zwischenmenschlichkeit gibst.

  • Schau hin! Für Kinder ist Lernen nur möglich, wenn sie sich emotional wohl und sicher fühlen. Achte auf Streit oder schlechte Stimmung und gehe darauf ein! Denn wenn du es nicht tust, kommst du zwar im Stoff weiter, aber nicht die Kinder. Und wenn du es tust, kommst du zwar nicht im Stoff weiter, dafür aber näher an deine Kinder heran.

  • Anwendung vor Auswendig! Etwas auswendig zu lernen und es dann nicht anzuwenden, ist die größte Zeitverschwendung überhaupt. Wenn man jedoch etwas ausprobiert oder anwendet, ohne alles auswendig zu können, wächst die Neugier und man sammelt Erfahrungen.




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"Der Lehrer muss passiv werden, damit das Kind aktiv werden kann." Maria Montessori

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